von Michael Hauke
Wenn man sich mit den offiziellen Zahlen beschäftigt, wie ich das seit Ausrufung der Pandemie vor mehr als einem Jahr tue, kann man verzweifeln. Stets konnten die Zahlen des RKI nicht ansatzweise das rechtfertigen, was an Maßnahmen erlassen wurde.
Nachdem das Pandemiejahr 2020 vorbei ist, kann man nüchtern Bilanz ziehen – und zwar wieder anhand der offiziellen Zahlen.
Wo sind all die Corona-Kranken?
Wo sind all die Corona-Toten?
Irgendwo müssen sie ja geblieben sein. In den Krankenhäusern jedenfalls nicht. Man muss sich von der Macht der im Fernsehen gezeigten Bilder freimachen und sachlich die tatsächlichen Zahlen betrachten.
Und da stehen auf dem Papier am Ende des Pandemiejahres 2020 in allen Krankenhaus-Bereichen weniger Patienten als im Jahr 2019. Es gab weniger künstliche Beatmungen, es gab weniger schwere infektiöse Atemwegserkrankungen und weniger Intensivpatienten als vor der Pandemie. Die Gesamtzahl der Patienten fiel in manchen Monaten um bis zu 40% unter das Vorjahresniveau. Über 400.000 Mitarbeiter der Krankenhäuser waren in Kurzarbeit, Tausende wurde entlassen. 21 Krankenhäuser wurden für immer geschlossen.
Das sind die nackten Zahlen aus der Pandemie. Ich weiß, dass man mit gedruckten Worten nicht gegen die Macht der Bilder ankommt. Filmaufnahmen aus einem vollen Krankenhaus, die man jedes Jahr, auch 2020, drehen kann, zählen mehr als die wirklichen Zahlen. Diese Bilder entfalten eine gewaltige Wirkung. Man hat es schließlich mit eigenen Augen gesehen.
Um die wirklichen Zahlen zu bekommen, habe ich die Analysen der „Initiative Qualitätsmedizin“ durchgearbeitet. Und diese Studie kam zu dem Ergebnis: „Es wurden deutlich weniger Patienten im Krankenhaus behandelt als 2019. Auch die Gesamtzahl der schweren infektiösen Atemwegserkrankungen, Intensivfälle und Beatmungsfälle war zu jedem Zeitpunkt geringer als 2019. Zu keinem Zeitpunkt war in den beteiligten Krankenhäusern ein Kapazitätsengpass messbar.“
In der vergangenen Ausgabe schilderte ich, wie mir der Deutsche Presserat deswegen eine Beschwerde übermittelte, mir aber nach meinem Widerstand schriftlich bestätigen musste, dass ich alles korrekt wiedergegeben hatte.
Wenn die Hunderttausenden Kranken nicht in den Krankenhäusern gelandet sind, wie sieht es dann mit den Zehntausenden Corona-Toten aus? Sie müssten sich ja im vergangenen Jahr auf die normale Sterblichkeit aufaddiert haben und eine sogenannte Übersterblichkeit erzeugt haben. Ich habe diesbezüglich beim Statistischen Bundesamt nachgefragt und vom Autor der „Sonderauswertung Sterbefallzahlen 2020“ kompetent Antwort erhalten.
Hier haben wir einen ähnlich gelagerten Fall wie bei den angeblich überfüllten Krankenhäusern. Es gab immer wieder Bilder von gestapelten Särgen, die so stark wirkten, dass man glauben musste, es seien viel mehr Menschen gestorben als in den Vorjahren.
Das ist aber nicht der Fall. In der Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes über die Sterblichkeit im Jahr 2020 heißt es wörtlich: „Ein Zusammenhang der erhöhten Sterbefallzahlen mit dem gleichzeitigen Auftreten von COVID-19-Todesfällen in gleicher Größenordnung ist zwar naheliegend, jedoch wurden beispielsweise die Dimensionen der Grippewelle 2018 nicht erreicht.“
Und weiter: „Die Wochen mit unterdurchschnittlichen Sterberaten vor und nach der Übersterblichkeitsphase deuten allerdings darauf hin, dass auf den gesamten Jahresverlauf gesehen die bisherigen Entwicklungen des Jahres 2020 nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit führen werden.“ (Stand: 01.03.2021)
Wie kam es dann aber zu den Bildern von gestapelten Särgen? Ich habe bei Bestattungsunternehmern nachgefragt. Die Antwort ist bemerkenswert: Dadurch, dass in den Standesämtern viele Mitarbeiter im Homeoffice waren, konnten keine Sterbeurkunden ausgestellt werden. Ohne Sterbeurkunde nimmt jedoch kein Krematorium einen Toten an. So kam es zu Staus bei den Bestattern, die aber nichts mit einem Massensterben zu tun hatten, sondern mit der schleppenden Bearbeitung in den Ämtern.
Wir haben also zwei Phänomene: Eine unterdurchschnittliche Auslastung der Krankenhäuser und eine durchschnittliche Sterblichkeit.
Obwohl wir jeden Tag mit astronomischen Zahlen von Neuinfektionen und Corona-Toten bombardiert werden, finden sich diese Fälle in den offiziellen Jahresstatistiken nicht wieder.
Es gibt Menschen, die führen das auf die Corona-Maßnahmen zurück. Wie aber, bitte schön, sollen die Maßnahmen die ganzen Kranken und Toten, die jeden Tag gemeldet werden, am Ende des Jahres wieder verschwinden lassen haben? Tot ist tot. Durch die Maßnahmen werden sie am Ende des Jahres auch nicht wieder lebendig.
Da bei den „an und mit Corona“ Verstorbenen ein positiver PCR-Test – und in vielen Fällen nicht mal das – ausreicht, um in die Statistik einzufließen, die wahre Todesursache aber keine Rolle spielt, tragen die vielen täglichen Coronatoten nicht zur Erhöhung der Gesamt-Sterblichkeit bei. Diese Menschen wären offensichtlich so oder so gestorben – aber offiziell eben „an oder mit Corona“.
Natürlich gibt es Menschen, die ausschließlich Covid-19 erlegen sind. Da aber nicht differenziert wird, wer „mit“ und wer „an“ Corona gestorben ist, kann zu den tatsächlichen Zahlen keine verlässliche Aussage getroffen werden. Die Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes lässt eine bedrohliche Zahl jedenfalls nicht erkennen: Alles wie immer.
Die Lage der Pandemie hängt ausschließlich von der Zahl der positiven Tests ab. Und da die Zahl der Tests, ausgelöst durch die Selbsttests, gerade sprunghaft klettert, steigen natürlich auch die aktiven Fälle und die Inzidenzwerte. (Was ein Inzidenzwert wirklich bedeutet, lesen Sie am Fuß dieser Seite.) Wieder werden gesunde Menschen zu Infizierten erkärt. Das zieht weitere, verschärfte Maßnahmen nach sich. Dabei spielt das niedrige Niveau der Krankenhausauslastung und die durchschnittlich gebliebene Sterblichkeit keinerlei Rolle.
Hierzu haben sich acht sächsische Bürgermeister an ihren Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gewandt. Auch sie schreiben in ihrem offenen Brief, der leider in den Massenmedien nicht veröffentlicht wird, dass es nicht um die Inzidenzwerte gehen dürfte, die offensichtlich „ihrer selbst willen geschützt werden müssen“. Es müsse um die Lage in den Krankenhäusern gehen – und die „ist weiter auf niedrigem Niveau stabil“, schreiben die Bürgermeister.
Warum fokussiert sich die Politik auf einen Wert, der die Lage überhaupt nicht abbilden kann, da er falsch Positive und Symptomlose einbezieht und ausschließlich von der Zahl der gerade wieder explodierenden Zahl der Testungen abhängt? Die Wirklichkeit wird jedoch in den Krankenhäusern abgebildet.
Der Inzidenzwert birgt noch ein anderes Problem. Er bauscht eine winzige Zahl gewaltig auf. So bedeutet ein einziger positiver Test pro Tag in Städten und Gemeinden mit acht- bis zehntausend Einwohnern, dass der Inzidenzwert von null auf 70 bis 90 hochschnellt. Kommt noch ein zweiter Fall am Tag dazu, handelt es sich bereits um einen Hotspot mit einer Inzidenz von 140 bis 180.
Dass der Lockdown unter diesen Umständen auf absehbare Zeit aufgehoben wird, scheint ausgeschlossen.