Warum wähle ich nicht mehr Die Grünen?

Mit der Wende 1989 hörte ich zum ersten Mal vom menschgemachten Klimawandel. Ich besuchte verschiedene Vorträge zu diesem Thema, nahm an einer Fakultativvorlesungsreihe zum Thema erneuerbare Energien teil und wandte mich, aus tiefer Überzeugung, damit das Richtige zu tun, auch beruflich den erneuerbaren Energien zu. Ich wollte meinen Beitrag leisten zu einer menschlicheren und rücksichtsvolleren Gesellschaft, die sich mit der Natur arrangiert und nicht gegen sie arbeitet.
Es war für mich daher vollkommen klar in den kommenden Jahren Die Grünen zu wählen. Sie standen für die Werte, für die auch ich stand und noch heute stehe, für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, für Frieden und für Demokratie.
Ich machte dann eine persönliche Erfahrung, die für mich zunächst überhaupt nicht ins politische Spektrum fiel. Ich hatte über viele Jahre eine relativ schwere chronische Erkrankung. Die Schulmedizin konnte mir nicht mehr helfen, sie konnte lindern aber nicht heilen. Über viele Umwege geriet ich an einen Arzt, der sich als promovierter Mediziner und Physiker der Naturheilkunde zugewandt hatte. Er betrieb eine Privatklinik und hatte mit seinen ausschließlich naturheilkundlichen Methoden unglaubliche Heilungserfolge. Auch ich wurde vor nunmehr ca. 25 Jahren vollkommen geheilt. Damals wie auch heute noch war und ist im Internet zu finden, dass es sich bei diesem Arzt um einen Scharlatan, Esoteriker und Verschwörungstheoretiker handelt. Nun gut.
2001 kam es dann zu den Terroranschlägen in New York, in deren Folge die Türme des World Trade Centers und weitere Gebäude einstürzten. Schnell gab es Fragestellungen, die sich nicht aus dem offiziellen Narrativ heraus beantworten ließen und auf einen anderen Tathergang deuteten. Anstatt sich zu bemühen, den Fragestellungen nachzugehen, um Antworten zu finden, war aus fast allen Medien zu vernehmen, dass es sich hier um Verschwörungstheorien handelt. Hier also auch.
Der menschgemachte Klimawandel scheint gesetzt zu sein. In zunehmendem Maße gibt es jedoch Wissenschaftler, die dies anzweifeln, darunter mittlerweile sogar Physik-Nobelpreisträger. Es gibt kein mediales Interesse daran, einen wissenschaftlichen Disput einzufordern. Stattdessen kann man auch hier wieder erfahren, dass es sich bei den Skeptikern um Verschwörungstheoretiker oder gar Klimawandelleugner handelt.
Es handelt sich hier also immer um das gleiche Schema. Verlässt man mit seiner Meinung den zugelassenen Debattenraum, so ist man schnell ein Verschwörungstheoretiker, Klimawandelleugner, Esoteriker, gerne auch ein Rechter oder Rechtsradikaler. Menschen, die so bezeichnet werden, verlieren das moralische Recht, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen. Alles, was nicht ins Bild passt, wird diffamiert. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Argumenten findet nicht statt.
Mit dieser Einengung des Debattenraumes wird das Fundament der Demokratie zerstört. Meinungs- und Redefreiheit, Meinungsvielfalt sind zentrale Elemente einer funktionierenden Demokratie. Das Ringen um die wahrscheinlichste Wahrheit und nicht die Ausgrenzung Andersdenkender sollten uns auf dem Weg zu den besten Lösungen motivieren. Stattdessen installieren wir Faktenchecker und sogenannte trusted flagger (vertrauensvolle Hinweisgeber), die selektieren sollen in richtig und falsch, staatlich finanziert und legitimiert.
Wir unterstellen damit, dass der Bürger nicht mündig genug ist, sich sein eigenes Bild von der Realität zu machen. Was für ein Menschenbild liegt dem zugrunde?
Was haben nun diese Ausführungen damit zu tun, die Grünen nicht mehr wählen zu wollen? Nun, die Grünen haben diese Entwicklung, hin zu einer ideologisierten Gesellschaft, in der gewisse Sachverhalte nicht mehr hinterfragt werden dürfen, maßgeblich vorangetrieben. Sie haben sich dabei komplett von ihren ursprünglichen Werten entfernt.
Sehr eindrücklich hat dies die Grüne Außenministerin Annalena Baerbock zum Ausdruck gebracht, als sie sich am 31. August 2022 auf einer Podiumsdiskussion in Prag zur Fortführung der Sanktionen gegen Russland äußerte und wörtlich sagte: „Egal, was meine deutschen Wähler dazu sagen. Aber ich will das Versprechen dem ukrainischen Volk gegenüber einhalten.“ („No matter what my German voters think, but I want to deliver to the people of Ukraine.”). Demokratie, auch repräsentative Demokratie, geht so sicher nicht.
Im September 2022 nach Waffenlieferungen in die Ukraine von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ befragt, antwortete ebenfalls Frau Baerbock: „Unsere Waffenlieferungen helfen offensichtlich sehr deutlich, Menschenleben zu retten.“ Ja, Frau Baerbock, und Krieg ist Frieden und Frieden ist Krieg. Willkommen in der Orwellschen Welt.
Ricarda Lang, ehemalige Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, bezeichnete in den letzten Januartagen dieses Jahres in einer Rede im Bundestag die AfD als Nazis. Eine derartige Beleidigung ist an Frechheit und Dummheit schwer zu überbieten. Die vermeintlich richtige Gesinnung scheint zu fast allem zu berechtigen. Geschichtswissen, Wissen überhaupt, tritt dabei in den Hintergrund.
Was für ein Niveau hat diese Partei mittlerweile erreicht!
In ihrem 2024 erschienenen Buch „Der Schlaf der Vernunft“ schreibt Daniela Dahn: „Dass Grüne sich auf ihre Wurzel besinnen, scheint so ausgeschlossen, dass ich den Gedanken gleich aufgebe.“ Dem kann ich mich nur anschließen.
Oliver Haase