Seit 30 Jahren: Vertrauen in die Vielfalt der Meinungen
Der Verlag wurde am 1. März 1991 offiziell gegründet. Er ist ein klassisches Produkt der Wende- und Einheitseuphorie. Diese ganz besondere Stimmung erfasste seinerzeit auch die beiden jungen Männer Andreas Baucik (damals 24 Jahre alt) und Michael Hauke (damals 21). Sie wollten gelebter Teil der neuen Zeit sein und gründeten in Fürstenwalde die „Brandenburgische Werbe- und Verlagsgesellschaft“ als GbR. Die beiden Gründer brachten am 4. April 1991 ihre erste Ausgabe heraus.
Die Fürstenwalder Zeitung „FW“ war geboren. Der Name war eine Anlehnung an das Autokennzeichen. Mit viel Engagement und Herzblut erstellte das Gespann eine Zeitung nach der anderen, ehe am 22. Juli 1991 ein jäher Bruch erfolgte. Andreas Baucik kam bei einem Autounfall ums Leben. Das junge Unternehmen, „unsere Firma“, wie die beiden ihren Verlag nannten, war eines Teiles seiner Seele beraubt.
Nachdem er seinen besten Freund und Geschäftspartner so kurz nach der Gründung verloren hatte, machte Michael Hauke allein weiter. Es war eine schwere Zeit. Die große Euphorie wandelte sich in tiefe Traurigkeit. Trotz des schweren Schicksalsschlages setzte er den gemeinsamen Weg fort. Keine einzige Ausgabe fiel aus. Das Unternehmen zu erhalten war eine Sache, der sich Michael Hauke auch seinem verstorbenen Freund gegenüber verpflichtet fühlte.
Die frühen neunziger Jahre hatten nicht nur viel positive Energie freigesetzt – sie hatten auch ihre Tücken. Nachdem schon der Gewerberaum erst nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe angemietet werden konnte und dann gegen die Begehrlichkeiten des Wohnungsamtes verteidigt werden musste, arbeitete der Verlag tatsächlich auch ein gutes Jahr lang ohne Telefon. Telefonanschlüsse waren damals einfach nicht verfügbar. Der Kunden- und Leserkontakt fand ausschließlich persönlich oder per Brief statt. Bei Kundenbesuchen war eine vorherige telefonische Anmeldung nicht möglich. Herr Hauke stand einfach in der Tür.
Eine Zeitung ohne Telefon? Wer so über ein Jahr lang arbeitet, der hält auch durch und will mehr. Und so standen die Anfangsjahre im Zeichen der Expansion. Im Landkreis Beeskow gründete Michael Hauke 1992 die Beeskower Zeitung „BSK“. Ein Jahr später folgte im Kreis Strausberg die „SRB“, ehe 1994 in Frankfurt die „FF“ auf den Markt kam. Die Frankfurter Zeitung scheiterte allerdings nach knapp einem Jahr.
Es dauerte bis ins Jahr 1998, ehe das Portfolio des Fürstenwalder Verlages erweitert werden konnte. Die Verlegerin Hanni Kümmel wollte sich beruflich verändern und zog weg. Die beiden Verleger hatten schon eine Weile kooperiert und kollegial zusammengearbeitet. Und so war es irgendwie folgerichtig, dass sie ihre seit April 1990 bestehende Zeitung „Kümmels Anzeiger“ zum 1. Januar 1999 an Michael Hauke verkaufte.
Kümmels Anzeiger erschien das erste Mal, als es die DDR noch gab und kostete am Kiosk eine Ostmark. Der „Kümmel“ erlebte nicht nur zwei Staaten, sondern auch drei Währungen. „Kümmels Anzeiger“ ist das vermutlich älteste noch existierende Anzeigenblatt in gesamt Ostdeutschland. Die Mitarbeiter sind stolz darauf, dass dieses Blatt im Hauke-Verlag erscheint.
Auch der Verlag an sich gehört zu den ältesten konzernfreien und unabhängigen Zeitungsverlagen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Nicht nur im Erscheinungsgebiet zwischen Berlin und der Oder ist er als inhabergeführter und trotzdem alteingesessener Zeitungsverlag eine Seltenheit.
Diese Unabhängigkeit ist auch das Markenzeichen des Verlages. Seit jeher wird Volkes Stimme ein besonderes Gewicht gegeben, was sich in einem stets mehrere Seiten umfassenden Leserforum zeigt. In den Zeitungen des Verlages werden die Briefe der Leser unzensiert und unkommentiert wiedergegeben. Der Hauke-Verlag hat keine Angst vor unliebsamen Standpunkten, sondern Vertrauen in die Vielfalt der Meinungen und glaubt an das Recht der Bürger auf Diskurs.