Um die sich abzeichnenden Engpässe bei der Unterbringung der dem Landkreis Oder-Spree zugewiesenen Geflüchteten zu bewältigen, beabsichtigt die Kreisverwaltung erneut eine Sporthalle der Europaschule Oberstufenzentrum Oder-Spree – diesmal am Standort Fürstenwalde – vorübergehend als Notunterkunft einzurichten. Darüber wurden am Mittwochabend in Beeskow die Abgeordneten des Kreistages informiert. „Wir haben zwar noch ein gewisses Kontingent an freien Wohnungen, aber für neu ankommende Geflüchtete hat sich die Unterbringung zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft bewährt. Doch diese acht Objekte sind so gut wie voll. Hinzu kommt, dass unser Interessenbekundungsverfahren zur Gewinnung neuer Unterbringungskapazitäten weitgehend ins Leere gelaufen ist. Wir steuern auf eine Situation zu, die uns keine andere Wahl lässt, als eine rasch verfügbare kreiseigene Immobilie für einige Monate als Notquartier in Anspruch zu nehmen“, schildert Sascha Gehm, 1. Beigeordneter und Leiter des Stabes Flüchtlingsunterbringung, die Ausgangslage. Bislang liegt der Kreisverwaltung nichts Verbindliches zu einer Verringerung des Aufnahmesolls durch das Land Brandenburg vor und es ist schwer absehbar, wie sich die vom Land angekündigte Orientierung auf eine verlängerte Zeit der Unterbringung in der Erstaufnahme tatsächlich auswirkt.
Puffer von rund 100 Plätzen wird geschaffen
Nach der bisherigen Prognose muss der Landkreis Oder-Spree in diesem Jahr voraussichtlich 1.660 Geflüchtete aufnehmen, bis Mitte Juni wurden rund 480 Personen untergebracht. Die tatsächliche Entwicklung sei schwer vorhersehbar. „Derzeit fahren wir auf Sicht“, so Sascha Gehm im Kreistag. Einfach darauf zu hoffen, dass im Jahresverlauf deutlich weniger Menschen als prognostiziert hier Zuflucht suchen würden, das eigne sich nicht als Lösungsansatz, so Sascha Gehm. „Mit der Halle am OSZ verschaffen wir uns einen dringend benötigten Puffer.“ Auch bei Fortschreibung der Zahlen auf dem Niveau der bisher erfolgten Zugänge müsse von einem erheblichen Delta bei der Unterbringung ausgegangen werden. Daher führe an der Notunterkunft als am schnellsten umzusetzende Maßnahme kein Weg vorbei. Rund 100 Plätze könnten nach einer ersten Einschätzung in der Sporthalle des Oberstufenzentrums entstehen. Vorgesehen ist die Abgrenzung der Notunterkunft vom Schulbereich und es soll einen separaten Zugang geben. Die Planungen werden derzeit noch präzisiert, anschließend erfolgt die Ausschreibung der erforderlichen Leistungen. Ziel ist, die Notunterkunft im August ans Netz zu bringen. Für die Absicherung abschlussrelevater Sportkurse auch nach dem Schuljahresbeginn wird an einer Lösung gearbeitet
Containerlösung „Am Fuchsbau“ soll Notunterkunft ersetzen
In einem nächsten Schritt, der etwas mehr Vorlauf erfordert, soll die Notunterkunft durch die Erweiterung der bestehenden Gemeinschaftsunterkunft „Am Fuchsbau“ im Bad Saarower Ortsteil Petersdorf ersetzt werden. Rund 250 Plätze sollen in Containern neu geschaffen werden. Zudem ist vorgesehen, im bestehenden Gebäudekomplex ein bislang nicht genutztes Haus so zu ertüchtigen, dass dort Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen. Dies eröffnet im Laufe des kommenden Jahres die Möglichkeit, im Haus 1 zusätzliche Wohnräume für die Unterbringung Geflüchteter zu erschließen.
Objekt in der Langewahler Straße in Fürstenwalde wird 2024 reaktiviert
Darüber hinaus ist beabsichtigt, spätestens bis zum Jahresende 2024 eine kreiseigene Immobilie in Fürstenwalde, das einstige Haus Hoffnung in der Langewahler Straße, zu ertüchtigen und es erneut als Unterkunft für Geflüchtete zu nutzen. Dafür ist eine außerplanmäßige Ausgabe von 1,3 Millionen Euro in diesem Jahr und von 650.000 Euro in 2024 erforderlich. Dem hat der Kreistag am Mittwochabend zugestimmt. Nach dem derzeitigen Planungsstand sollen in dem Haus insgesamt 190 Plätze geschaffen werden.
Landkreis Oder-Spree