von Jan Knaupp
Langsam wird es wirklich eng, ich bin so weit, ich ersehne die alljährliche Sauregurkenzeit herbei. Mit Sauregurkenzeit meine ich natürlich das mediale Sommerloch.
Laut Wikipedia ist „Das Sommerloch eine Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause der politischen Institutionen bedingt ist.
Viele Politiker befinden sich im Sommerurlaub, es finden weniger politisch relevante Ereignisse und Termine statt. Der Nachrichtenumsatz der Presseagenturen geht daher spürbar zurück…“.
Und genau darauf freue ich mich schon. Ich brauche dringend eine Auszeit. Die alltäglichen Hiobsbotschaften, der allgegenwärtige Krieg, diese unfassbar tragische Regierungskoalition, die Inflation, die bewusste Zerstörung der heimischen Natur und der hiesigen Wirtschaft durch deutsche Politik, die gravierende Veränderung der Menschen im Umgang miteinander – all das und noch einiges mehr, machen mich mürbe.
Als politisch interessierter Mensch läuft man hier medial täglich ins offene Messer. Und die Wunden heilen nicht mehr so gut wie früher. Das dicke Fell ist dünner geworden. Es gibt stündlich neue Nachrichten, neue Aussagen und neue Entgleisungen, die den eigenen Puls extrem nach oben treiben. Einige erscheinen so surreal, dass man inständig hofft, es wären Zeitungsenten. Leider ist diese Hoffnung fast immer vergebens.
• 3.000 Euro Sonderzahlung steuerfrei: Regierung plant Inflationsprämie für Kanzler und Minister zur Abmilderung gestiegener Preise.
Das ist eigentlich unvorstellbar. Die finanziell abgesicherten und sehr gut ausgestatteten Regierungsmitglieder planen für sich den Höchstsatz der steuerfreien Inflationsprämie – im Gegenzug dazu gehen Bürgergeld-Bezieher leer aus. Das nenne ich dreist und schamlos!
• Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow (11.-13.6.2023) geäußert: „Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln.“
Im Hinblick auf die auslaufenden Gastransitverträge zwischen Russland und der Ukraine sieht der Minister eine Gefahr für die Gasversorgung in Nachbarstaaten und stellt klar: Deutschland muss helfen. Im Ernstfall müsse Deutschland dann die eigene Industrie drosseln oder sogar ganz abschalten.
Das muss man erst mal sacken lassen. Deutschland unterstützt mit Abermillionen gefühlt die halbe Welt. Wir sühnen immer noch finanziell für den 2. Weltkrieg, wir helfen weltweit bei Erdbeben, Hochwasser und Dürre, wir sind Anzapfsäule für fast jeden Bittsteller, wir liefern Waffen, Panzer und Munition, wir liefern die dazugehörigen Medikamente, Knochensägen und Überführungssärge. Deutschland ist seit vielen Jahren Geberland in alle Himmelsrichtungen. Weniger im Inland, dafür mehr im Ausland. Das Geld ist knapp, viele Wirtschaftszweige kämpfen ums Überleben.
Und dann fällt dem deutschen Wirtschaftsminister nichts Besseres ein, als der Industrie mit dem Herunterfahren oder gar der Abschaltung zu drohen. Damit droht er ausgerechnet denen, die noch nicht abgewandert sind, die immer noch Geld in die marode Staatskasse bringen und den Menschen Arbeitsplätze bieten!
Langsam wird es wirklich eng, ich bin so weit, ich ersehne die alljährliche mediale Sauregurkenzeit herbei. Ich hoffe auf einen Sommer mit weniger irrwitzigen Schlagzeilen. Daher möchte ich unseren politischen Entscheidungskräften zurufen:
„Bitte haut ab! Fahrt, fliegt, radelt, segelt oder wandert in den Urlaub und bleibt recht lange fort. Gebt uns eine Auszeit von Euch, schenkt uns ein paar Tage Erholung. Wir brauchen dringend eine Sauregurkenzeit!“