Von Michael Hauke
Professor Matthias Schrappe ist nicht irgendwer. Der Mediziner lehrte an deutschen und ausländischen Universitäten. Er war Ärztlicher Direktor der Marburger Universitätsklinik. Und er war jahrelang Stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Entwicklung im Gesundheitswesen in Deutschland. Im ZDF, das ihn als Infektiologe und Epidemiologe vorstellte, sagte er am 23. November, dass die Zahlen des Robert-Koch-Instituts „nichts wert“ seien. Es fehle unter anderem jeder Bezug zur Zahl der Testungen. Bei den Schreckenszahlen des RKI wollte er von „Infizierten“ oder gar „Erkrankten“ gar nicht erst reden. Er sprach von „positiv Getesteten“. Die Zahlen des RKI seien „das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind“. Diese Zahlen könne kein Wissenschaftler ernst nehmen und es verböte sich, damit Politik zu machen. Das grundsätzliche Problem sei: „Das Robert-Koch-Institut ist politisch gesteuert!“ Tatsächlich ist es direkt Gesundheitsminister Jens Spahn unterstellt.
Professor Schrappe ist einer von vielen Sachverständigen und Fachleuten, die an den Zahlen des RKI und den Maßnahmen der Politik kein gutes Haar lassen. Allerdings kann sich von ihnen kaum jemand Gehör bei den Öffentlich-Rechtlichen verschaffen. Eine zweite Meinung würde die Menschen nur verwirren, wie Frau Merkel in einer CDU-Präsidiumssitzung im März dieses Jahres verlautbarte.
Dabei geben die veröffentlichten Zahlen, die Grundlage der Maßnahmen sind, allen Grund zur Skepsis. Es geht nicht nur um das Verhältnis der Positiven zur inzwischen astronomisch hohen Zahl der Testungen.
Ich hatte schon mehrfach geschrieben, dass der PCR-Test, der die einzige Grundlage für die Angabe der „Neuinfektionen“ ist, für eine Diagnosestellung nicht zugelassen ist. Der PCR-Test ist nicht zum Feststellen von Krankheiten entwickelt worden, sondern für die Genetik, zum Beispiel für Vaterschaftstests. Hier ist es auch sinnvoll, dass ein gefundener DNA-Schnipsel 27 Milliarden mal vervielfältigt wird. Aber nicht bei einem Trümmerteil eines Virus. Deswegen ist er für die Diagnosestellung eben nicht geeignet, wie auf seiner Packungsbeilage steht. Auf dem PCR-Test beruht aber die gesamte Pandemie. Sie beruht nicht auf auf irgendwelchen Symptomen, sondern ausschließlich auf einem für Diagnosestellungen nicht zugelassenen Test!
Und das hat jetzt tatsächlich Konsequenzen. Die ersten Gerichte erkennen die PCR-Testergebnisse nicht mehr an, im Gegenteil: sie verwerfen sie!
In Portugal haben vier Personen, die auf den Azoren leben, gegen ihre Quarantäne durch alle Instanzen geklagt. Die Verhandlung ging bis vor das Berufungsgericht in der Hauptstadt Lissabon. Am 11. November entschied es, dass die Quarantäne ein unrechtmäßiger Freiheitsentzug sei, der auf Grundlage eines unzulässigen Testverfahrens erfolgt sei. Die Richter verwarfen den PCR-Test in ihrem Urteil nicht nur als „unzulässig“, sondern gingen noch einen Schritt weiter. Zum Wert eines PCR-Testergebnisses schrieben sie: „Wenn eine Person durch den PCR-Test positiv getestet wird und ein Schwellenwert von 35 Zyklen oder höher verwendet wird (wie es in den meisten Labors in Europa und den USA die Regel ist), beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person infiziert ist, weniger als drei Prozent und die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis ein falsch positives ist, 97 Prozent.“
Das Gericht bestätigte damit das Urteil der Vorinstanz, das die Quarantäne aufhob.
Normalerweise bedarf es nicht einmal eines positiven Testergebnisses, um in Quarantäne zu geraten. Es reicht aus, dass der Eingesperrte einen positiv Getesteten kennt. Weiter reicht es aus, dass man denjenigen kennt, der einen positiv Getesteten kennt. Mit dieser Begründung sind in unserem Erscheinungsgebiet ganze Schulklassen unter Quarantäne gestellt worden. Anlass: eine Schülerin hatte in ihrem Sportverein (nicht in der Schule!) Kontakt zu einer positiv getesteten Person, die aber keinerlei Symptome hatte. Die Person mit dem positiven Testergebnis kannten die meisten unter Qurantäne gestellten Schüler überhaupt nicht.
Inzwischen gehört dieser Irrsinn der Quarantäne zum Alltag und wird nicht mehr hinterfragt. Im Gegenteil, die meisten befürworten die Quarantäne sogar; es soll ja niemand gefährdet werden. Aber was bedeutet dieser Freiheitsentzug für die unter Quarantäne gestellten Menschen: Sie dürfen das Haus/die Wohnung für 10 bis 14 Tage überhaupt nicht mehr verlassen. Diese Freiheitsberaubung geht in etlichen Fällen auf positive Testergebnisse von Menschen zurück, die der unter Quarantäne Gestellte nie gesehen hat. Und das alles auf Basis eines Tests, mit dem man keine Infektionen feststellen kann.
Wieso kommt es eigentlich zur Verwendung eines solchen Tests? Normalerweise laufen Labortests anders ab. Wenn ein Arzt zum Beispiel feststellen möchte, ob sein Patient durch einen Zeckenbiss eine Borreliose erlitten hat, testet das Labor das Blut auf vorhandene Antikörper. Sind diese in ausreichender Anzahl vorhanden, ist der Patient infiziert.
Da es der Wissenschaft bislang weltweit nicht gelungen ist, das Corona-Virus zu isolieren und damit unter das Mikroskop zu bekommen, gibt es nur ein Computermodell von Covid-19. Dieses beruht auf einem winzigen Einzelteil des winzigen Virus, auf der DNA. Der hochsensible PCR-Test wird so eingestellt, dass er diesen Schnipsel findet und milliardenfach multipliziert. Nach dieser „Polymerase Kettenreaktion“ steht fest, ob der Test positiv oder negativ ist – mit weitreichenden Folgen für den Betroffenen und sein Umfeld.
Auch die Berliner Gesundheitssenatorin hat inzwischen eingeräumt, dass der PCR-Test nicht in der Lage ist, infektiöses Material festzustellen. Auf eine entsprechende Anfrage des Berliner Abgeordneten Marcel Luthe antwortete die Behörde mit einem einzigen Wort: „Nein!“
Das muss man sich vorstellen: Auf den Zahlen, die dieser Test liefert, beruhen die gesamte Pandemie und alle Maßnahmen. Wie sagte der ehem. stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates zur gesundheitlichen Entwicklung, Professor Schrappe im ZDF: „Die Zahlen des RKI sind nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind.“