von Jan Knaupp

Eigentlich hätte ich heute in meiner Kolumne zeitlich passend über die momentane Urlaubs- und Ferienzeit referieren können. Aber nein, das mache ich nicht. Dieses kleine räuberische Urlaubszeitfenster für Familien mit schulpflichtigem Anhang habe ich nicht mehr nötig. Ich bin frei von den Zwängen der ferienabhängigen Buchungsknechtschaft, ich bin mittlerweile in der glücklichen Lage, der sogenannten Hauptsaison den Mittelfinger zu zeigen. Ja, ich kann jetzt zwei bis drei Wochen Urlaub machen, ohne dass ich vorher im Darknet eine meiner Nieren für sonnige Tage am Mittelmeer veräußern muss, ohne dass ich mir vorher in finsteren Spelunken, bei finster dreinblickenden Spekulanten, angstschweißgetränktes Urlaubsgeld zu astronomischen Zinsen leihen muss, ohne dass mir bei Verzögerung der Rückzahlung, Mitglieder eines osteuropäischen Inkassobüros beide Beine brechen.
Das sind doch endlich einmal positive Aspekte des Älterwerdens. Wenn ich auch sonst nicht voll freudiger Erwartung auf die nahende Zeit als bierbäuchiger und gesichtsfaltentragender Graurücken schaue, die Nachsaison mit ihren Seniorenrabatten begeistert mich schon jetzt. Solange ich diese Rentnersaison nutzen kann, werde ich in der teuren Hauptsaison wohl meinen Urlaub lieber zu Hause verbringen. Und so ein regionaler Sommer kann ja auch ganz schön sein. Außer, es wird wieder so ein Rekord-Hitzesommer in Deutschland, wie wir ihn in diesem Jahr erleben. Das wäre doof.
Seit Anfang des Jahres wurden wir ja eindringlich von Meteorologen, Klimaforschern, Pseudo-Experten, Weltuntergangsbeschwörern und von unserem Gesundheitsminister Lauterbach auf diesen heißesten deutschen Sommer seit Menschengedenken vorbereitet. Schon fast panisch wurden wir medial auf die zu erwartende Dürrekatastrophe, die akut lebensbedrohliche Hitzewelle, die kreisenden Geier am Gluthimmel und die abertausenden ausgeblichenen Gebeine der Hitzeopfer am Straßenrand eingestellt.
Wir wurden rechtzeitig vor diesem „Höllensommer des Jahrtausends“ gewarnt. Zum Glück! Denn sonst hätten wir diese, seit Anfang Juli anhaltende mörderische Hitzekatastrophe und die damit verbundene extreme Trockenheit, gar nicht bemerkt. Ich hätte in meiner meteorologischen Unbedarftheit fast behauptet, bisher wäre der deutsche Sommer 2024 wettertechnisch eher unbeständig, ja teilweise sogar etwas regnerisch gewesen. Aber die Experten sind sich einig: Rekord-Höllensommer in Deutschland.

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