von Jan Knaupp

So, nun sind wir schon mitten in der Adventszeit. Schnell, ja fast unbemerkt hat sie sich angeschlichen. Okay, so ganz unbemerkt auch wieder nicht, die geliebten Gewürzspekulatius haben schon längst den Weg zu mir und wahrscheinlich auch zu meinem Kaloriendepot gefunden. Aber keine Reue, jetzt ist offiziell Vorweihnachtszeit, da gehört eine ungesunde Ernährung traditionell dazu. Ab Januar kann man sich ja wieder zusammenreißen, aber bis dahin wird der Fokus nur noch auf die 3G-Regel gesetzt. Oh, keine Sorge, mit dieser Regel wird hier niemand ausgegrenzt, meine vorweihnachtliche 3G-Regel dient ausschließlich der Gemütlichkeit, der Geselligkeit und dem Genuss. Wir sollten uns schließlich die Zeit so schön wie möglich machen. Denn die Adventszeit ist keinesfalls so unbeschwert, wie sie eigentlich sein sollte. War vor wenigen Jahren der Dezember noch eine Zeit, die gefühlt etwas mehr Ruhe und Besinnung brachte, kann ich davon heute kaum noch etwas entdecken. So sind momentan jedenfalls meine ganz persönlichen Empfindungen.
Zu viel Unruhe, zu viel Unsicherheiten, zu viele Kriege, zu viele Waffen, zu viele Tote, zu viel Putin, zu viel Selenskyj, zu viel NATO – zu wenig Diplomatie, zu wenig Verhandlungen, zu wenig Bemühungen für Frieden. Statt sich vehement für ein Ende des Grauens einzusetzen, wird die Kriegsmaschinerie auf Hochtouren gefahren. Die Möglichkeiten von friedlichen und humanen Konfliktlösungen scheinen weltweit immer mehr in den Hintergrund zu rücken, während die Forderungen nach immer mehr und größeren Waffen, nach noch mehr Zerstörung und nach noch mehr Kriegsleichen politisches Gehör finden und erfüllt werden. Statt ernstgemeinte Friedensgespräche nur noch Kriegspropaganda, statt Konfliktlösungen nur noch Säbelrasseln, statt Verständigung nur noch Schuldzuweisungen. Advent – die stillste Zeit des Jahres?
Im Moment scheint jeglicher Hoffnungsschimmer verblasst. Für den Traum vom großen Sieg im Ukrainekonflikt scheint der ewig fordernde Selenskyj auch einen Weltenbrand in Kauf zu nehmen. Auf seinen letzten Metern als amerikanischer Präsident liefert ein scheinbar unzurechnungsfähiger Joe Biden mittlerweile auch von der Weltgemeinschaft geächtete Kampfmittel in die Ukraine, CDU-Kanzlerkandidat Merz spricht begeistert von der Aufhebung der Reichweiten-Begrenzung für Raketen und von der Freigabe von Taurus-Marschflugkörpern. Außenministerin Baerbock, der Grünenpolitiker Anton Hofreiter und die FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann klatschen dazu frenetisch Beifall, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz erarbeitet derzeit einen Bunkerschutzplan für Deutschland, die deutsche Wirtschaft und die Zivilbevölkerung sollen auf Kriegsszenarien vorbereitet werden. Advent – die stillste Zeit des Jahres?
Obwohl, ein bisschen stiller ist es in dieser Zeit ja doch geworden. Jedenfalls scheinen die ehemals sonst so lautstarken Friedensmahner aus Kunst und Kultur viel leiser als sonst. Keine großen Friedensaktionen, keine aktuellen Antikriegsdemos, keine Konzerte gegen Aufrüstung, keine Mahnwachen gegen Raketenstationierungen, kein Veto gegen Waffenlieferungen. Advent – die stillste Zeit des Jahres!

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