Vor einiger Zeit war das mediale Sommerloch noch eine wahre Erholung für das geistige Tretlager hinter der Stirn. Politik und Wirtschaft waren im Urlaub, wichtige Schlagzeilen wurden für zwei Monate aus dem urlaubslethargischen Land verbannt.
In diesem Jahr ist das anders. Eine brisante Nachricht folgt der anderen. Als politisch interessierter Konsument kommt man gar nicht mehr dazu, die heißlaufenden Gehirnströme herunterzufahren, dauernd knallt eine neue Info in den Denkkasten. Das ging mit Ferienbeginn gleich los.
Ärger um Freihandelsabkommen, Abgasskandal, Selbstmordanschläge und Amokläufe rund um den Erdball.
Auch auf dem innenpolitischen Sektor wurde ich immer wieder hirnspezifisch gefordert.
In einer Zeit, in der politisch korrektes Denken gefordert wird, muss man aufpassen, dass die eigene Meinung nicht falsch verstandenem Humanismus und blinder Toleranz zum Opfer fällt.
Bei einer Groß-Demo in Köln gingen zehntausende Erdogan-Anhänger für den türkischen Staatspräsidenten auf die Straße. In einem Meer aus roten Fahnen sollte ein Zeichen gegen den Putschversuch in der Türkei und für die Politik Erdogans gesetzt werden.
Zu diesem Thema fuhren meine Synapsen Kettenkarussell. Fragen über Fragen stapelten sich im Gehirnzentrum.
Warum gehen tausende, meist türkischstämmige, Menschen hier in Deutschland auf die Straße, um dem Land und dem Präsidenten, dem sie ja mal den Rücken zugewandt haben, ihre Loyalität zu bezeugen?
Warum unterstützen sie ein System, das mit Einschüchterung, Verhaftung und Gewalt gegen seine Gegner agiert, das massenhaft Richter, Staatsanwälte, Journalisten, Professoren, Lehrer unterdrückt und versucht, jeden Kritiker mundtot zu machen?
Warum wird es geduldet, dass die innenpolitischen Spannungen aus der Türkei zu uns nach Deutschland getragen werden?
Meiner Meinung nach wurde hier unser demokratisches System benutzt, um einem undemokratischem System und seinem Führer zu huldigen. Von den entstandenen Kosten dieses türkischen Säbeltanzes, die durch ein Großaufgebot an Polizei- und Sicherheitskräften entstanden sind, möchte ich lieber erst gar nichts wissen.
Mein nächster persönlicher Sommerlochaufreger ist die Debatte um das Burka-Verbot in Deutschland.
Ich frage mich, warum es hier eigentlich immer noch eine Debatte gibt.
„Gehört die Burka zu Deutschland?“ – was soll denn diese Frage? Natürlich gehört die Burka nicht zu Deutschland.
Das Pro zur Burka, welches hier mit Religionsfreiheit und Kulturvielfalt von blauäugigen Multikulti-Verfechtern begründet wird, halte ich für völlig daneben.
Für mich hat die Ganzkörperverhüllung der muslimischen Frau nichts mit Religionsfreiheit zu tun, sie ist klar ein Ausdruck der Unterdrückung durch die Religion. Frauen werden gezwungen, in einer Parallelwelt zu leben. In streng gläubigen Familien werden schon junge Mädchen zum Tragen eines Kopftuches angehalten, es gibt Hausarrest ab der Pubertät, um die Jungfräulichkeit zu erhalten, Einschränkungen am öffentlichen Leben teilzunehmen, Zwangsehen, sogenannte „Ehrenmorde“, etc pp.
Hier kollidiert die westlich liberale Gesellschaft mit den Grundsätzen strenger Muslime. Was im Iran, Irak, Syrien, Hindukusch, Saudi Arabien, den Emiraten oder teilweise auch in der Türkei als normal und gegeben gilt, ist mit den hiesigen Werten nicht vereinbar – und gehört nicht in ein Land, welches in seinem Grundgesetz die Gleichstellung von Mann und Frau sowie das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit vertritt.
Auch die Diskussionen über das Tragen von Kopftuch im Schul- oder Staatsdienst halte ich für absurd. Der Staat hat seine Neutralität zu wahren. Daher hat hier keine Art von Religionsbezeugung eine Rechtfertigung. Wir sollten uns hier nicht durch falsch verstandene Toleranz korrumpieren lassen.
Mit meinem dritten Sommerlochaufreger werde ich diese Kolumne beschließen. Es geht hier um die Hamsterkäufe, zu denen die Bundesregierung geraten hat. In seinem Konzept zur zivilen Verteidigung hat Innenminister Thomas de Maizière die Bevölkerung aufgerufen, durch Hamstereinkäufe die Vorratsspeicher so zu bestücken, dass sich jeder Haushalt im Krisenfall zwei Wochen lang autark versorgen kann.
Tja, da sieht man mal wieder, dass unsere Führungskräfte gar keine Ahnung haben, mit welchen Problemen sich Otto Normalverbraucher rumschlagen muss.
Ich habe versucht, mich mit Hamstern einzudecken. In welchem Verbrauchermarkt ich auch war, ob an Frischetheken oder in Gefriertruhen, ob am Stück oder ohne Knochen – Hamster scheinen Mangelware zu sein, Hamsterfleisch gibt es nicht als Notfallration, Hamster sind ausverkauft.