Mit dem Stopp der Förderungen für E-Autos Ende vergangenen Jahres wurden die Karten auf dem Automobilmarkt neu gemischt. Der Kauf eines Elektro-Autos ist mit dem Wegfall der Subventionen deutlich unattraktiver geworden. Das trifft Tesla als reinen E-Auto-Hersteller besonders hart. Die Tesla-Zulassungszahlen in Deutschland sind rapide gefallen. Im letzten Quartal des Jahres 2023 lagen sie bei rund 4.000 Autos pro Monat. Im April dieses Jahres waren es noch ganze 1.637 Teslas, die in Deutschland zugelassen wurden. Zu Hochzeiten waren es einmal 17.501 (Dezember 2022).
Wenn man diese Zahlen in Relation zur Produktionskapazität in Grünheide setzt, wird es dramatisch. Sie liegt bei 5.000 – pro Woche! Inzwischen werden nur noch knapp 4.000 Fahrzeuge in einer Woche produziert. Das sind rund 17.000 Teslas pro Monat, die in Grünheide vom Band laufen. Sie werden nicht nur für Deutschland, sondern für einen großen Teil des europäischen Marktes produziert. Aber in Grünheide wird allein das Model Y hergestellt. Die Tesla-Zulassungszahlen beziehen sich aber auf alle verfügbaren Modelle. Der Tesla-Absatz ist in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 7,9% gefallen. In ganz Europa wurden im April nur noch 13.951 Teslas aller Modelle verkauft. In Grünheide sind aber 17.000 vom Band gelaufen, allein vom Model Y.
Der Einbruch der Tesla-Verkaufszahlen geht auch darauf zurück, dass der US-amerikanische Konzern keine Fahrzeuge im unteren Preissegment anbieten kann. Die Preise sind zwar stark gefallen (von 2022 zu 2023 um 13.000 Euro), aber für den Verkaufsschlager Model Y muss man bei einer vernünftigen Ausstattung immer noch zwischen 50.000 und 60.000 Euro (die nackte Basisversion: 44.990 Euro) hinlegen. Tesla hat einen Preiskrieg begonnen, der ruinös zu werden droht.
Ein weiterer Grund ist die in die Jahre gekommene Flotte; es gibt keine Facelifts oder gar neue Modelle. Für den Absatz ist das tödlich, denn die Konkurrenz ist längst vorbeigezogen und bietet neue, attraktivere E-Autos an – zu günstigeren Preisen. Und nicht zu vergessen: für die meisten Menschen kommt ein E-Auto sowieso nicht in Frage. Verbrenner sind die klare Nummer 1. Insgesamt hat Tesla in Europa einen Marktanteil von nur 2,2%.
Kann die dramatische Entwicklung gestoppt werden? Kurz- und mittelfristig sicherlich nicht, dafür fehlt es an günstigen, aber auch an neuen Modellen. Damit das Konzept in Grünheide aufgeht, müsste Tesla allein vom Model Y 17.000 bis 22.000 Exemplare pro Monat verkaufen können. Davon ist man inzwischen Lichtjahre entfernt. Die gesamte E-Auto-Euphorie baute auf den staatlichen Zuschüssen und dem Verbot des besseren Wettbewerbsproduktes auf. Die Prämien sind schon futsch, das Verbrennerverbot fällt wahrscheinlich auch.
Im Konzern hat man die Zeichen der Zeit erkannt und weltweit rund 15.000 Mitarbeiter entlassen, ganze Abteilungen wurden ersatzlos aufgelöst. Es kommen nämlich neben den Schwierigkeiten in Europa globale Probleme hinzu, insbesondere der Handelskrieg zwischen den USA und China. Die Biden-Regierung hat Strafzölle von 100% nicht nur auf chinesische E-Autos, sondern auch auf die aus China gelieferte Batterietechnik verhängt. Und davon ist Tesla abhängig.
Die Tesla-Probleme sind vielschichtig und nachhaltig. Sie sind nicht auf die Schnelle lösbar. Das wird zu einer nur schwer aufzuhaltenden Abwärtsspirale führen, deren Beginn wir gerade erleben. Dass Tesla vom Markt verschwindet, ist auch angesichts der Billigkonkurrenz von BYD und Nio alles andere als unrealistisch. Die Entwicklung ist schnelllebig. Was ist in zwei, drei oder gar fünf Jahren? Wird es Tesla, wird es die Gigafactory in Grünheide dann noch geben? Wenn die derzeitige Entwicklung weitergeht, sicher nicht. Die Prognose, die auch von Automobilanalysten geteilt wird, steht im Raum: Tesla wird sterben.
Die geplante Erweiterung des riesigen Industriekomplexes im Wasserschutzgebiet ist anachronistisch. Jede weitere Rodung, jede weitere Zerstörung von Natur und Heimat sind nicht zu Ende gedacht.
Heben Sie sich diese Zeitung auf und überprüfen Sie die Prognose in den nächsten Jahren.
Michael Hauke