Von Jan Knaupp
Heute habe ich so einen richtigen Knaller für Sie. Wenn Sie diese Mitteilung gleich lesen, werden Ihnen sicher die Haare zu Berge stehen, es wird Ihnen das Blut in den Adern gefrieren, Ihre kleine Welt wird wahrscheinlich in den Grundfesten erschüttert. Damit haben Sie nicht gerechnet, das erwischt Sie kalt.
Jetzt kommt‘s: Wir schreiben heute den 17.02. anno 2023 und der Baum steht noch! Ich meine natürlich nicht unseren Kirsch- oder Apfelbaum im Garten, ich meine unseren Weihnachtsbaum a.D. im Wohnzimmer! Ja, unsere Jubeltanne steht noch immer. Voll geschmückt, bekugelt und beleuchtet steht sie da – seit dem 23.12. des vergangenen Jahres! Vielleicht ist ihr Grün etwas blasser, die Nadeln nicht mehr so elastisch, der Tannenduft ist verduftet – aber der Baum steht noch!
Jetzt fragen Sie sich als Leser sicherlich: Was will der Knaupp uns damit sagen? Ist das eine Metapher für ein Leben nach dem Tod? Ist das ein Blick auf die Vergänglichkeit des Seins? Was steckt hinter dieser komplexen, aber undurchsichtigen Schilderung?
Na nüscht! Ich wollte mich bloß nicht schon wieder mit Sinn und Unsinn aus Politik, Wirtschaft und der degenerierten Krone der Schöpfung befassen.
Wie, das ist Ihnen zu lapidar, zu wischiwaschi? Da fehlt Ihnen die signifikante Kernaussage? Na dann eben nicht. Dann wieder hin zum realen Irrsinn.
Die neuseeländische Regierung hat im letzten Jahr ihre Pläne zur Besteuerung der Treibhausgase vorgestellt, die durch die Haltung von Kühen und Schafen entstehen. Sie will eine Abgabe auf klimaschädliche Emissionen der Nutztierhaltung einführen. Also quasi eine „Rülps- und Furzsteuer“ für das zu Blähungen neigende Nutztier.
Die Regierung investiert schon geraume Zeit in Projekte, die den klimaneutralen Wiederkäuer erschaffen sollen. So wird auch an der Entwicklung einer Impfung gegen Methangase in Tieren gearbeitet, so dass diese dann Antikörper gegen Methanogene produzieren.
Sollte dies gelingen, kann das geimpfte Getier dann klimafreundlich und nach Herzenslust aufstoßen und flatulieren. Aber das kostet inzwischen Millionen! Ab 2025 soll die „Rülps- und Furzsteuer“ aber wieder Geld in die Staatskasse bringen.
Den neuseeländischen Schaffarmern und Cowboys stinkt‘s gewaltig, den Viechern scheint‘s egal.
Apropos „Metapher für ein Leben nach dem Tod“. Haben Sie schon gehört, dass die Mumien nicht mehr Mumien genannt werden möchten? Besonders die ägyptischen Mumien, sie bilden den größten Teil der ausgeweideten und vertrockneten menschlichen Leichen, haben es wohl so richtig satt. Sie fühlen sich durch das Wort „Mumie“ verletzt, ausgegrenzt und diskriminiert. Gerade in der heutigen Zeit der politisch korrekten Sprache, kann es doch nicht sein, dass getrocknete menschliche Überreste immer noch politisch unkorrekt bezeichnet werden. Der Umstand, dass dieses Unwort höchstwahrscheinlich aus der Kolonialzeit stammen könnte, macht es für die Verstorbenen unmöglich, weiterhin unter diesem rassistischem Sammelbegriff zu existieren.
Aber einige Museen befinden sich wohl schon auf dem richtigen Weg, ihre toten Ausstellungsstücke angemessen zu behandeln. Alsbald soll ihnen ein neues Ausstellungsschildchen mit dem Aufdruck „mumifizierte Person“ spendiert werden.
Aber ob sich die mumifizierten Gemüter damit besänftigen lassen, wage ich zu bezweifeln.
Wie aus glaubhaften Quellen zu erfahren war, bereiten mittlerweile ca. 170 tote Pharaonen aus 30 Dynastien mit ihren Anwälten eine Sammelklage vor. Diese Klage richtet sich dann gegen die Filmindustrie, gegen Buchautoren, gegen Archäologen, Aussteller und Museen weltweit.
Neben dem Vorwurf der rassistischen Diskriminierung durch das Wort „Mumie“, werden weitere Punkte zur Anklage kommen. Störung der Totenruhe, Leichenfledderei, Grabplünderung, Entführung, Diebstahl und Hehlerei von Privateigentum und Kulturgut…
Wie der Sprecher der mumifizierten Personen, Ramses III., verlauten ließ, bereitet man sich auf einen langen Kampf für die Rechte der Einbalsamierten vor. Die meisten von ihnen sind es nämlich leid, ausgebuddelt in Museen rumzuliegen und sich anstarren zu lassen.
So, und weil ich fast immer meine Kolumnen mit ihrem Titel beende, was meistens auch passt, diesmal aber nicht, mache ich es trotzdem. Der Baum steht noch!
Weitere „So gesehen“ finden Sie in dem gleichnamigen Buch, welches im Softcover mit 224 Seiten für 7,95 € erhältlich ist:
• Hauke-Verlag, Alte Langewahler Chaussee 44, 15517 Fürstenwalde
• Buchhandlung Zweigart, Berliner Straße 21, 15848 Beeskow