Von Jan Knaupp
Kennen Sie auch diese Tage, an denen der Kopf sich nicht richtig verwalten lässt? Diese Tage, an denen die Gedanken Karussell fahren, es aber während dieser Fahrt immer wieder gedankliche Neuzugänge gibt, obwohl das bestehende Potenzial
noch nicht zu Ende gedacht wurde?
Ich weiß, diesen Satz muss man erst mal sacken lassen bzw. ihn noch einmal langsam lesen. Aber genau daran erkennen Sie, dass ich gerade so einen Tag habe. Es ist der 18.01., ich sitze hier am Fenster, habe den Laptop aufgeklappt und sinniere vor mich hin. Ich versuche meine Gedanken so zu ordnen, dass eine Kolumne zu Stande kommt, die ich guten Gewissens zum Druck freigeben kann.
Doch es klappt irgendwie nicht. Da gibt es zu viele Neuigkeiten, welche sich kaum zusammenfassen und in eine Gesamtform bringen lassen. Und da immer wieder etwas hinzukommt, bin ich sofort abgelenkt. Gerade lese ich zum Beispiel zeitgleich die Nachrichten des Tages. Da steht: „Boris Pistorius (SPD) wird neuer Verteidigungsminister“. Aha! Was steht da noch? Der Kanzler Scholz lobt den bisherigen Innenminister Niedersachsens, der jetzt mit seiner Kompetenz und seinem Durchsetzungsvermögen die Bundeswehr wieder stark macht.
Warum jetzt der ehemalige Minister
für Inneres und Sport von Niedersachsen genau der richtige Mann für den Posten als Bundesverteidigungsminister ist, steht da leider nicht. Aber wie wir alle ja immer wieder erfahren müssen, spielt es bei der Postenvergabe in der großen Politik keine Rolle, ob die Auserwählten wirklich den fachlichen Sachverstand und die Fähigkeiten besitzen, die für das jeweilige Ressort dringend benötigt werden. Kompetenz scheint nicht erforderlich, wenn der Bundeskanzler am Glücksrad der Postenvergabe dreht. Genau deshalb erleben wir solche Pleiten, wie gerade wieder mit der Ex-Verteidigungsministerin Lamprecht. Genau deshalb haben wir die andauernden Fehlbesetzungen in den Ministerämtern zu ertragen. Mangelnde Kompetenz trifft selten die richtige Entscheidung.
Trotz alledem, die besten Wünsche an Boris Pistorius. Herzlichen Glückwunsch!
Achtung, neue Nachricht! „Tesla kontrolliert Grundwasserschutz selbst.“ Aha! Da hat jetzt also das Brandenburger Landesamt für Umwelt dem Autohersteller Tesla die alleinige Kontrolle des Grundwassers unter der Gigafabrik Grünheide übertragen. Ein großer Konzern, dessen Fabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet errichtet wurde, in der es bisher schon zu einem Brand und einem Lack-Unfall sowie in einem Außenlager zum Austritt von giftigem Batteriepulver gekommen ist, bekommt jetzt die behördliche Legitimation, sich in Sachen Umweltschutz selbst zu kontrollieren. Nennt man das blindes Vertrauen oder ausgemachte Blödheit? Ist im Umweltamt auch eine Fehlbesetzung schuld an dieser Entscheidung? Einer Kontaminierung des Grundwassers scheint nichts mehr im Wege zu stehen.
Trotz alledem, die besten Wünsche an Elon Musk. Herzlichen Glückwunsch!
Sicher merken Sie es schon, mein Gedankenkarussell dreht sich weiter und weiter. Ich sitze hier immer noch am Fenster, den Laptop aufgeklappt, draußen fallen ein paar Schneeflocken. Google News habe ich gerade ausgeschaltet. Das Aktuelle ist mir heute zu viel.
Eigentlich wollte ich aber auch etwas schreiben, was irgendwie positiv daherkommt. Was Zuversicht und Optimismus vermittelt. Aber das will mir momentan nicht gelingen. Das scheint heute nicht mein Tag zu sein. Es begann ja schon am frühen Morgen. Da bin ich im Internet auf den Radiosender „Absolut Oldie Classics“ gestoßen. Wollte mal hören, was die alten Säcke musikalisch so bevorzugen und musste dann erschrocken feststellen – ich kannte wirklich jeden Song.
Trotz alledem, die besten Wünsche an mich. Herzlichen Glückwunsch!
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• Buchhandlung Zweigart, Berliner Straße 21, 15848 Beeskow