Von Michael Hauke
Am Tag des Redaktionsschlusses der vergangenen Ausgabe unserer Zeitungen erhielten wir einen großen Auftrag der Werbeagentur des Bundesgesundheitsministeriums. Es ging – natürlich – um die Impfung.
Vor ein paar Wochen hatte ich erläutert, wie wichtig mir die Verantwortung für die Meinungsfreiheit ist und dass wir daher grundsätzlich Leserbriefe, Pressemitteilungen und Anzeigen unabhängig davon abdrucken, ob sie mir als Verleger gefallen oder nicht. Ich habe grundsätzlich Vertrauen in die Urteilsfähigkeit unserer Leser und bin ein Freund des Diskurses, absoluter Verfechter der Pluralität und ein genauso vehementer Gegner der Einheitsmeinung.
Aber es gibt ethische Grenzen, die ich nicht überschreite. Vor eine derartige Frage gestellt zu werden, passiert extrem selten. Vor zwei Wochen gab es diesen extrem seltenen Fall. Ich befand mich im Urlaub, und mir wurde vom Verlag die Anzeige des Bundesgesundheitsministers vorgelegt. Vielleicht haben Sie sie in anderen Anzeigenblättern gesehen. Unter dem neuen Slogan „Hello again“ stand: „Ärmel hoch – Jede Impfung zählt“.
So weit, so bekannt. Allerdings zeigt das Bild in dieser Anzeige ausschließlich Kinder. Es ist eine Aufnahme aus dem Schwimmbad. Ob verschiedene Kinder sogar unter zwölf sind, lässt sich nicht erkennen. Über 18 ist jedenfalls keines. Und genau hier ist für mich die ethische Grenze überschritten: „Jede Impfung zählt“, fordert der Gesundheitsminister. Darunter sieht man nur Kinder, einige eventuell sogar unter zwölf, der Rest unter 18. Also genau die Altersgruppe, für die sich die Ständige Impfkommission (STIKO) nicht zu einer Impfempfehlung durchringen konnte, weil es die Impfung für Kinder und Jugendliche nicht ohne teilweise schwerste Nebenwirkunen gibt. Sie verweigert die Impfempfehlung trotz größten politischen Drucks. Das dürfte aussagefähig genug sein.
Es handelt sich bei der STIKO um ein 18-köpfiges Sachverständigengremium, das beim Robert-Koch-Institut angesiedelt ist und Empfehlungen für Impfungen ausspricht – oder eben nicht. Ihr Vorsitzender, Prof. Dr. Thomas Mertens, gehört der STIKO seit 2004 an. Er ist Virologe und erklärte unlängst im Fernsehen, dass er nach gründlicher Prüfung seine Enkelkinder nicht gegen Covid-19 impfen lassen würde. Wenige Menschen in Deutschland dürften sich so intensiv mit dem Impfstoff auseinandergesetzt haben wie Prof. Mertens und seine Impfkommission. Und wenige Menschen müssen einen derartigen Druck aushalten. Dass er trotzdem standhaft bleibt, sollte nachdenklich stimmen.
Die Politik schert sich nicht darum und propagiert weiter die Impfung für Minderjährige: „Jede Impfung zählt!“
Aber bitte nicht in meinen Zeitungen! Hier ist meine persönliche Grenze deutlich überschritten. Ich weiß sehr wohl, dass ich durch die Ablehnung wenig bewegen werde. Aber ich werde nicht mithelfen, dass Kinder gegen die Empfehlung der Ständigen Impfkommission einen nur wenig erforschten Stoff injiziert bekommen! Ich bin mir als Zeitungsverleger meiner Verantwortung für die Meinungs- und Pressefreiheit bewusst. Ich trage in diesem Falle aber auch Verantwortung für unsere Kinder. Erwachsene tragen sie für sich selbst. Ich kann diese fragwürdige Kampagne für die Kinderimpfung nicht stoppen. Aber ich werde sie nicht mitmachen!
Meine Entscheidung musste im Urlaub sehr kurzfristig, innerhalb weniger Minuten, fallen. Inzwischen ist mehr Zeit ins Land gegangen. Ich würde diese Entscheidung jederzeit genauso wieder treffen. Auch nach Abwägung des wirtschaftlichen Aspektes. Denn eine große Anzeige bringt viel Geld in unsere klamme Verlagskasse. Und solche großen Anzeigen sind in diesen Krisenzeiten sehr selten geworden. Da kann die wirtschaftliche Not noch so groß sein, es geht um mehr als um Geld aus solchen Anzeigen. Es geht in diesem Fall um unsere Kinder.
Im übrigen wirbt die Regierung nicht mehr mit dem Schutz vor Ansteckung für die Corona-Impfung, sondern hauptsächlich mit der Wiedererlangung der Freiheit. Wer ins Schwimmbad gehen möchte, muss sich impfen lassen. Das ist die zweite Aussage dieser Anzeige. Das ist zwar noch nicht Realität. Aber die Teilhabe am gesellschaftlichen, teilweise sogar am Berufsleben, soll von der Corona-Impfung abhängig gemacht werden. Das wird von der Politik immer stärker gefordert und könnte nach den Bundestagswahlen umgesetzt werden. Denn auch die Grünen stehen hier – wie in vielen anderen Fällen – fest an der Seite der Bundesregierung.
Wer, wie ich, seit langem alle offiziellen Zahlen im Zusammenhang mit Corona studiert, dem fällt folgendes auf:
Bei der Zählung der Coronatoten kommt es nur auf einen positiven PCR-Test an, nicht auf die eigentliche Todesursache. Schlaganfall- oder Krebspatienten, die kurz vor ihrem absehbaren Tod noch positiv getestet wurden, zählen in die Statistik der Corona-Toten, wie jeder andere mit schwersten „Vorerkrankungen“ auch – übrigens genauso wie Verkehrstote mit einem im zeitlichen Zusammenhang mit dem Unfall stehenden positiven Test.
Genau anders herum ist es bei den Impftoten. Hier wurde von Anfang an genau gegenteilig agiert: In engem zeitlichen Zusammenhang stehende Todesfälle werden in der Regel nicht auf die Impfung, sondern immer auf „Vorerkrankungen“ oder auf das hohe Alter zurückgeführt.
Solche völlig unterschiedlich geführten Statistiken sollten skeptisch machen. Es liegt auf der Hand, dass bei so unterschiedlichen Zählweisen klare politische Ziele verfolgt werden. Ob es dabei primär um Gesundheit geht, überlasse ich Ihrer eigenen Einschätzung.
Stellen Sie sich vor, es würden jeden Tag die Zahl der Impftoten und der Nebenwirkungen genauso bekannt gemacht werden, wie das bei Corona mit den „Neuinfektionen“ und den (sehr großzügig ausgelegten) Todesfällen passiert. Zu Beginn jeder Nachrichtensendung würden die Todeszahlen derjenigen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung verstorben sind, vorgetragen („an oder mit Impfung“). Danach diejenigen mit schwersten und schweren Nebenwirkungen und abschließend diejenigen mit leichten Nebenwirkungen. Und alle Angaben würden dann auf große angstmachende absolute Zahlen addiert. Ein Inzidenzwert ließe sich bei entsprechendem Willen sicherlich auch konstruieren.
Würde dann eventuell eine ähnliche Panik vor der Impfung einsetzen wie vor dem Virus?