Diese Frage treibt nicht nur Wassersportler um, die hier am Müggelsee surfen, segeln oder Wassertreter fahren, ihr Boot anlegen oder einen Bootsführerschein machen wollen. Auch die vielen Freunde des „schönsten Sonnenuntergangs Berlins“ und die Sonnenhungrigen, die hier ihr Bier trinken, aufs Wasser schauen und entspannen möchten, haben sich in den letzten Monaten besorgt gefragt, ob es dieses idyllische Refugium weiter geben wird. Viele Gerüchte – von kompletter Schließung über Ende des Wassersports bis hin zum Edel-Ressort – machten die Runde und sorgten für Verunsicherung. Denn die Borke ist nicht einfach ein Strandbistro mit angeschlossenem Wassersport, sondern eine Institution in Rahnsdorf.
Borke wird reaktiviert
Daher sei an dieser Stelle klipp und klar gesagt: Der neue Pächter des Areals, der Günauer Unternehmer Christian Rücker, will am Grundkonzept der Dreiteilung aus Strand, Gastronomie und Wassersport nichts ändern. Ansonsten wird sich allerdings viel ändern, verspricht er. Und das ist nach langen Jahren der Stagnation auch nötig, denn nicht nur Corona hat dem Borkenstrand geschadet. Rücker spricht folgerichtig auch davon, das Areal zu „reaktivieren“, wie er bei einer Zusammenkunft des Fördervereins Strandbad Müggelsee e.V. Anfang Juli vor Ort betonte. Weder stand ein Abriss je zur Diskussion noch sollte der Wassersport vertrieben werden. Im Gegenteil haben die bisherigen Pächter, die Dietrich Hufenbach GbR, von Rücker einen Pachtvertrag bis Ende 2023 erhalten und können Bootsverleih und -führerscheine weiter in Eigenregie betreiben.
Fischrestaurant in Planung
Und die alte Borke wird derzeit grundsaniert. Sie soll später – die Rede ist ab Ende des Jahres 2021 – die Strandgäste mit Speisen und Getränken versorgen. Das äußere Erscheinungsbild des Holzkörpers soll zunächst erhalten bleiben. Man müsse sehen, inwieweit damit alle rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Anforderungen erfüllt werden können, betont Rücker. Zusätzlich soll ein Fischrestaurant mit Terrasse in der Halle an der Ostseite des Geländes etabliert werden, das wie die alte Borke ganzjährig geöffnet haben wird. Der derzeitige Planungs- und Umsetzungshorizont für das Gesamtprojekt beträgt zwei bis zweieinhalb Jahre. So lange gibt es eine gastronomische Interimslösung in Form eines Getränkewagens sowie eines Imbissstandes, der allerdings zunächst nur am Wochenende geöffnet hat. Pächter dafür ist Jan Möhwald, Geschäftsführer der Kochzirkel Berlin GmbH, der den gastronomischen Außenbereich mit vielen kleinen Details bereits liebevoll umgestaltet hat.
Kurzurlaub in Saunalandschaft
Eingebettet werden soll der Borkenstrand in die beiden angrenzenden Anwesen – das ehemalige Schulungszentrum und das Strandbad Müggelsee. Das Schulungszentrum bzw. Hotel befindet sich im Eigentum des gleichen Investors, der auch den Borkenstrand gekauft hat. Hier hat das Konsortium neben einem Hotelbetrieb auch eine Saunalandschaft nach dem Vorbild des Moabiter „Vabali“ geplant. Dieses Spa-Center soll 16 Saunen und vier Bars umfassen und für alle geöffnet sein. Dafür wird die derzeitige Zimmeranzahl von 200 halbiert, um den nötigen Platz zu haben. Auch vom Preis her soll die Saunalandschaft für jeden zugänglich sein, der sich einen schönen Urlaubstag machen möchte, so Rücker. Diese Planungen bedeuten, dass es in dem Würfel oberhalb des Strandbades wahrscheinlich keinen Saunabetrieb mehr geben wird. Die Entscheidung darüber, was aus diesem Gebäude wird, fällt allerdings erst im Jahr 2022, wenn es vom Bezirksamt offiziell zur Nutzung ausgeschrieben wird. Rücker könnte sich – sollte er den Zuschlag bekommen – dort eine Mischung aus Restaurant und Eventmöglichkeiten vorstellen.
Wie wird das Strandbad genutzt?
Auch die künftige Nutzung des gerade in der Sanierung befindlichen Strandbades ist nach wie vor vollkommen ungeklärt. Das Bezirksamt wird – ebenfalls im Jahr 2022 – ein Interessenbekundungsverfahren ausschreiben, um einen Nutzer für das gesamte Strandbad zu gewinnen. Die einzelnen Bereiche – welche das sein werden, ist noch nicht geklärt – sollen also nicht einzeln vergeben werden, sondern in eine Hand. Der Förderverein Strandbad Müggelsee wird darauf dringen, dass er als Vertreter der Rahnsdorfer Bürger vorab Einfluss auf die Eckpunkte der Ausschreibung nehmen kann. Das Strandbad soll ganzjährig und weiter ohne Eintritt genutzt werden können. „Kostenlos“ sollte allerdings nicht bedeuten, dass es freien Eintritt für jeden geben kann, gab Rücker zu bedenken. Denn als Pächter des Strandbades Grünau weiß er, dass unter bis zu mehreren tausend Besuchern immer auch Menschen mit krimineller Energie zu finden sind. Daher sei hier in jedem Fall ein Sicherheitskonzept erforderlich, wie es auch in Grünau angewendet wird.
Wanderweg wieder offen
Eine wichtige Anmerkung zum Schluss: Der Wanderweg entlang des Müggelsees, der aufgrund der Bauarbeiten im Strandbad geschlossen worden war und nicht mehr zum Borkenstrand führte, ist auf Intervention des Vereins „Bürger für Rahnsdorf“ wieder zugänglich.
Elke Pohl