Von Michael Hauke

Immer wenn ich in unseren Zeitungen über die offiziell belegten Krankenhauszahlen schreibe, wird es richtig ungemütlich.

Als ich es im Dezember letzten Jahres zum ersten Mal tat, gipfelte der Sturm der Entrüstung in einer Abmahnung durch den Presserat – wegen der Veröffentlichung der tatsächlichen Zahlen! Später nahm der Deutsche Presserat seine Abmahnung zwar zurück und bestätigte mir offiziell, dass ich alle Zahlen korrekt wiedergegeben hätte aber der Versuch der Einschüchterung war in der Welt. Parallel wurde zu einem Anzeigenboykott gegen unsere Zeitungen aufgerufen.

Nachdem ich in den vergangenen Ausgaben eine vom Bundesgesundheitsminister (!) veröffentlichte Studie zitierte, aus der hervorgeht, dass im Pandemiejahr 2020 sowohl allgemein in den Krankenhäusern als auch speziell auf den Intensivstationen so wenig Patienten wie noch nie zuvor behandelt wurden, brach der Sturm erneut los. Noch einmal ganz deutlich: Es sind nicht die Zahlen von Michael Hauke, sondern die von Jens Spahn: Allzeittief auf den Intensivstationen während der Pandemie! (Quelle: „Analysen zum Leistungsgeschehen der Krankenhäuser“)

Nach meiner Veröffentlichung hat sich ein Mitbürger die Mühe gemacht, nahezu alle Anzeigenkunden unserer Fürstenwalder Zeitung anzuschreiben. Er fordert unsere Kunden auf, ihre Werbung bei uns zu überdenken. Lesen Sie bitte selbst die Mail, die die Anzeigenkunden unserer „Fürstenwalder Zeitung FW“ vor knapp zwei Wochen erhalten haben:

 

Guten Tag

Ich habe ihre Werbung in „Die Fürstenwalder Zeitung“ entdeckt und bin geschockt, das ihre seriöse Firma in dieser Zeitung inseriert.

Haben Sie sich eigentlich mal die Ausgabe durchgelesen, in der Sie Werbung schalten?

im Grunde besteht diese „Zeitung“, wenn man sie mal genau anschaut, nur aus nicht mehr als 5 selbst verfassten Artikeln, der Rest der Artikel sind 1:1 übernommene Pressetexte und Texte die Werbung sind, nicht als solche gekennzeichnet. Die wenigen eigens geschriebenen Artikel wie:

„Julian Aicher hat Angst um unsere Freiheit“, „Die Wahrheit kommt ans Licht!“, „Ob Merkel und Spahn etwas wussten?“ sind eindeutig in Richtung Corona-Leugner und identitäre Bewegung angesiedelt. Unterstützen sie ernsthaft sowas?

Ich bitte mal die Orte zu überdenken, bei denen man Werbung schaltet.

MfG M. Hxxxxx

(Wir haben die Mail orthographisch unverändert gelassen, aber den Namen aus Datenschutzgründen anonymisiert)

Nachdem uns viele Kunden über diese Mail informierten, habe ich dem Verfasser geantwortet:

 

Sehr geehrte/r Herr/Frau Hxxxxx,

ich möchte Ihnen gern persönlich schreiben, nachdem Sie mich bei Ihrer großen Rundmail ausgelassen haben. Mein Name ist Michael Hauke. Ich habe die FW vor über 30 Jahren gegründet und bin bis heute der Inhaber des Verlages, der sie herausgibt und der meinen Namen trägt.

Sehr viele unserer Kunden haben uns Ihre Mail vorgelegt und waren sowohl entrüstet über Ihre Anschuldigungen als auch über Ihre Art, im Stile eines Denunzianten zu agieren. Da so viele Geschäftspartner sich fast gleichlautend an uns gewandt haben, gehen wir davon aus, dass Sie alle Anzeigenkunden der aktuellen Ausgabe angeschrieben haben.

Sie bringen die FW und mich in Zusammenhang mit Corona-Leugnern und in die Nähe der Identitären. Während das erste anhand der von Ihnen nur mit der Überschrift zitierten Beiträge mit bösem Willen vielleicht noch konstruierbar ist, bleibt der zweite Vorwurf komplett im Rätselhaften. Zielen Sie damit etwa auf meinen Interviewpartner ab? Julian Aicher ist Neffe der Geschwister Scholl, ausgewiesener Nazi-Gegner und kommt aus der Umwelt- und Friedensbewegung. Er engagiert sich auch für den Erhalt unserer Grundrechte.

Was ist ein Corona-Leugner? Für Sie offensichtlich jemand, der die seit 16 Monaten verhängten Maßnahmen und die Einschränkung bzw. Aufhebung der Grundrechte für falsch hält. Für Sie ist ein Corona-Leugner aber auch jemand, der die Zahlen und Daten der Bundesregierung veröffentlicht. Ich recherchiere seit 16 Monaten in jeder Ausgabe nichts anderes als wirklich nur die offiziellen Angaben. Seit Dezember letzten Jahres konnte jeder – der es wollte – in öffentlich zugänglichen Datenbanken sehen, dass es keinerlei Notstand auf den Intensivstationen gab. Am 30. April 2021 hat Jens Spahn dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht.

Darin wird verwiesen auf eine vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Analyse zur Situation in den Krankenhäusern im Pandemiejahr 2020. Ich habe sie vollständig gelesen. Ich nehme an, Sie nicht. Es sind eben keine Mutmaßungen, keine Verschwörungstheorien und keine Leugnungen, sondern einfach die amtlichen Fakten: 2020 gab es ein Allzeittief in den Krankenhäusern, über 70.000 weniger hospitalisierte Atemwegserkrankungen und: ein Allzeittief auf den Intensivstationen!

Wer das, was von der Regierung veröffentlicht wurde, tatsächlich publiziert, ist für Sie ein Corona-Leugner, ein Teil der Identitären. Für mich ist es journalistische Pflicht! Der sieben Monate andauernde Lockdown hat so viel Leid über die Menschen gebracht, so viele Existenzen zerstört, so viele Menschen kaputt gemacht, die alles verloren, was sie sich aufgebaut haben. Und die Begründung war eine eiskalte Lüge: nämlich eine Notlage auf den ITS, die es nie gab. In Wahrheit gab es ein Allzeittief!

Ihre Mail sagt so viel aus über die Situation in unserem Land! Den Dialog zu suchen, fällt Ihnen nicht ein, Sie agieren von hinten! Und das auch nicht mit Belegen aus Texten, sondern völlig pauschal, anhand von Überschriften, in der Hoffnung, dass die Artikel keiner gelesen hat. Sie streuen Verdächtigungen, die durch nichts belegbar sind. Aber darauf kommt es nicht mehr an. Es geht darum, Abweichler zu erledigen.

Gern hätte ich Ihnen ein persönliches Gespräch angeboten und tue es immer noch. Aber ich zweifle, dass ein Gespräch, ein Diskurs überhaupt in Ihrem Sinne ist.

Sie geben weder Ihre Anschrift noch Ihren Vornamen an. Ob Sie wirklich Hxxxxx heißen, bleibt ungeklärt. Aus diesem halbanonymen Raum lassen sich solche Mails verschicken. Aber aus diesem Raum lässt sich kein Dialog führen. Dass das inzwischen eher normal ist, als ein Gespräch unter Menschen, ist das wirklich Tragische an der Situation.

Mit freundlichem Gruß

Michael Hauke

 

Eine Antwort habe ich bislang nicht erhalten. Ich veröffentliche diesen Fall exemplarisch, um zu zeigen, wie – bei weitem nicht zum ersten Mal – im Hintergrund agiert wird. Im Grunde ist es ein Lehrstück unserer neuen Normalität. Das Kraftspendende daran aber ist das Verhalten unserer Kunden. Wir danken jedem einzelnen von Herzen für die erwiesene Solidarität und Treue!