von Jan Knaupp

Am 08.06. wurden morgens um 9 Uhr durch ca. 50 Beamte des Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Potsdam die Geschäftsräume und die Firmengelände (Frankfurter Straße und Friedländer Berg, ehem. GAA) der Beeskower Firma Kurylyszyn-Bau durchsucht.
Auch zum Privathaus des Firmeninhabers verschaffte man sich Zutritt.
Grund für dieses überfallartige Szenario waren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Potsdam, die Beeskower Firma würde illegale Abfälle lagern und ungenehmigt nach Polen exportieren. Von asbestähnlichen Materialien, von Gefahr für Boden und Grundwasser war die Rede.
Im Fokus: das Betriebsgelände Friedländer Berg. Hier lagern verschiedenste Materialien, auch belastete Stoffe werden angenommen und zwischengelagert.
Bis zu 100 Tonnen dürfen hier aber gelagert werden, dafür gibt es eine offizielle Genehmigung vom Landesumweltamt. Das Material wird dann fachgerecht über Deponien oder Verbrennungsanlagen entsorgt. Dieser ganze Prozess wird auch vom Umweltamt überwacht. Bisher ohne Beanstandung!
Bis Redaktionsschluss konnten diese Anschuldigungen seitens der Staatsanwaltschaft Potsdam nicht bewiesen werden. Auch das Ermittlungsverfahren wegen illegaler Transporte von Abfällen ins Nachbarland hängt in der Luft.
Die Firma Kurylyszyn-Bau lieferte regelmäßig Recyclingmaterial nach Polen. Das wird als Unterbau für Straßen, Wege, Dämme oder für Fundamente von Solarparks, etc. eingesetzt.
Da dieses Recyclingmaterial von der Firma hergestellt wird, also Bauschutt zerkleinert und gesäubert wird, ist dieses Material kein Abfall sondern ein Baustoffprodukt. Damit wäre der Vorwurf illegaler Transporte von Abfällen nicht berechtigt, Baustoffe dürfen nach Polen transportiert und verkauft werden.
Und Kurylyszyn-Bau ist dafür zertifiziert.
Was bleibt vom spektakulären Schlag der Staatsanwaltschaft Potsdam gegen den Beeskower Unternehmer?
Für die Staatsanwaltschaft erst mal nicht viel. Der Tag dieses Spezialeinsatzes brachte keine erhofften Ergebnisse, belastendes Material wurde wohl nicht gefunden. Auch bis zum heutigen Tage ruht der See des Tatbestandes still. Es heißt: die Ermittlungen liefen noch, der zuständige Ermittler sei aber im Urlaub …
Für das Unternehmen von Alexander Kurylyszyn ist da schon einiges mehr passiert.
Es geriet durch bisher unbewiesene Anschuldigungen unter strafrechtliche Beobachtung einer Regierungsbehörde, wurde mit einem Riesengedöns und Blaulichtgewitter durchsucht, muss sich nun gegen öffentliche Rufschädigungen erwehren, musste bei Kreditinstituten, Geschäftspartnern und Kunden Stellung zu den Vorwürfen nehmen. Der Schaden, den diese staatliche Vorgehensweise hinterlassen hat, lässt sich bisher noch nicht benennen.
Es steht außer Frage, dass gerade in der Wirtschaft eventuellen Ungereimtheiten oder Verstößen mit behördlichen Untersuchungen auf den Grund gegangen werden muss. Aber die Verhältnismäßigkeiten sollten vorher sehr gut überdacht werden, medienwirksamer Aktionismus ist hier fehl am Platz.
Erstaunlich ist, dass öffentlich-rechtliche Sender mit ihren Übertragungswagen zeitgleich mit den Beamten vor Ort waren, um die heiße Story gleich zu verbraten. Wer hat da wen informiert?
Erstaunlich ist auch, dass der Durchsuchungsbeschluss mit dem 30.04.21 datiert war, der groß angelegte Einsatz aber erst sechs Wochen später stattfand.
Für wie gefährlich wurde die Situation denn nun wirklich eingeschätzt? War also noch wochenlang Zeit, um hier tätig zu werden? Oder waren die zuständigen Ermittler da auch im Urlaub?