Ein Gastkommentar von Dieter Gutsche aus Beeskow
Grundlegend scheinen die Maßnahmen des Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtig zu sein. Aber warum sind einzelne Gewerbe total betroffen und andere wiederum nicht?
Große Hotels und kleine Gaststätten sind von der Schließung gleichermaßen betroffen. Das trifft also alle in diesem Gewerbe.
Anders sieht es im Einzelhandel aus. Alle kleineren Geschäfte und der Fachhandel, die nicht mit den Waren des täglichen Bedarfs (WTB) handeln, sind geschlossen. Die großen Discounter (Aldi, Lidl, Rewe, Netto, Kaufland, Marktkauf usw.) dürfen neben den WTB alles verkaufen, ob Textilien, Schuhe, Werkzeug bis hin zu Technischen Geräten (Im Marktkauf Waschmaschinen, Kühlschränke TV-Geräte usw.).
Für mich und für viele kleine Geschäftsleute und Gewerbetreibende, mit denen ich gesprochen habe, ist dies eine staatlich verordnete Wettbewerbsverzerrung. Viele kämpfen um ihre Existenz. Die versprochenen staatlichen Hilfen kommen bisher fast nicht oder nur schleppend bei den Betroffenen an. Die Gründe der verordneten Schließungen sind sehr vage: Die Abstandsregeln können in den kleinen Geschäften nicht eingehalten werden.
Das stimmt so nicht, viele Geschäfte haben sehr gut durchdachte strenge Regeln, was die Maskenpflicht und den einzuhaltenden Mindestabstand betrifft. So ist z.B. das Betreten der Läden je nach Größe der Fläche nur für eine bestimmte Anzahl von Personen bis hin zu jeweils einer Person gestattet. Im noch verbliebenen Lebensmittelbereich und an den Marktständen klappt das doch auch recht gut.
Aber gerade in den großen Discountern können und werden die Abstandsregeln nicht eingehalten. Es wird zwar versucht über die weniger bereitgestellten Einkaufswagen den Kundenstrom zu steuern, aber in der Halle sieht es dann doch etwas anders aus. Ein Beispiel: Rewe Markt. Um den steigenden Umsatz zu bewältigen sind viele Hilfskräfte zum Nachfüllen der Regale eingesetzt. Die Kunden schlängeln sich, besonders zu den Stoßzeiten, zwischen den Containern und den Hilfskräften durch, ein Abstand von 1,5m kann hier bei Weitem nicht eingehalten werden.
Abartig finde ich auch in dieser angespannten Zeit die Schnäppchenwerbung der Discounter. Kunden werden damit 2-3 mal mehr zum sonst regulären Einkauf in die Hallen gelockt, wodurch ein zusätzlicher Kundenandrang entsteht.
Über Amazon, Zalando und Co. will ich gar nicht erst reden. Diese Internetkonzerne verdienen sich auf Kosten des stationären Einzelhandels dumm und dämlich. Was bezahlen sie an Steuern in Deutschland?!
Ich wäre hier für einen Solidarbeitrag für alle, die infolge der Coronabestimmungen zusätzliches Geld verdienen. Das könnte aber nur mit einem Gesetz der Bundesregierung auf den Weg gebracht werden.
Irgendwann müssen wir alle ja die Kosten der Corona-Pandemie bezahlen. Das kann der Staat nicht allein nur mit dem Drucken von neuem Geld. Wo das hinführt, haben wir in der Inflation vor fast hundert Jahren gesehen.
Ich kann nur hoffen, das mit dem Lockdown nicht zu viele kleine Gewerbetreibende pleite gehen. Unsere Innenstadt sieht jetzt schon ziemlich trostlos aus, was die Geschäfte und auch die Gastronomie betrifft. Ich weiß auch, aus der Erfahrung aus meinem Berufsleben im Handel, wenn man ein Klientel an Kunden verloren hat, diese so schnell nicht wieder zurückgewinnt. Auch wenn sich die Einzelhändler trotz geschlossener Geschäfte bemühen, etwas Ware mit Hilfe von Internet, Telefon usw. zu verkaufen, ein Ersatz für Auswahl und Kundenberatung vor Ort ist es nicht.
Ich hoffe, dass wir mit dieser Pandemie bald fertig werden. Die Stimmung in der Bevölkerung sinkt immer mehr.